In Harmonie
Über das Innere und Äußere des Menschen
Mit seinem ästhetischen Anspruch schafft Axel Schneegaß in seinen Fotografien eine Atmosphäre von Ruhe. Durch die Reduktion auf schwarz-weiß bildet Schneegaß eine Gegenposition zum Farbgewimmel unseres alltäglichen Lebens. Das Bild wird durch sanfte Übergänge im Grau der Flächen und dem Kontrast der starken und entschiedenen Linie bestimmt. Die Fotografien zeigen einen intimen Moment, welcher die Ruhe und Harmonie der Bilder transportiert.
Die in sich gekehrten Personen auf den Fotografien scheinen von ihrem äußeren Erscheinen losgelöst und lösen sich in Form und Fläche im Bildraum auf. Auch wenn Harmonie und Ruhe beim Betrachten ein Wohlbefinden auslösen, so werden sie zeitgleich durch ein befremdliches Gefühl gebrochen. Die Betrachtenden werden über das Subtile auf eine Reise eingeladen, die uns durch die eigenen Erfahrungen und Gefühle führt. Gleichzeitig deuten die Fotografien auf die Ambivalenzen des Lebens hin. Sie zeigen beispielsweise mal einen Moment der Melancholie in einem Lächeln, oder anderenfalls ein aufgebrachtes Aufschreien in der Stille.
„Photography makes one conscious of beauty everywhere, even in the simplest things, even in what is often considered commonplace or ugly. Yet nothing is really ‚ordinary‘, for every fragment of the world is crowned with wonder and mystery, and a great and surprising beauty.“ — Alvin Langdon Coburn
Oft sind es gerade die unscheinbaren Details wie die Geste einer Hand, die diesen Bruch hervorheben. Sie eröffnen ein Spannungsfeld zwischen dem auf den ersten Blick Schönen und Verborgenen, welches sich einer eindeutigen Interpretation verwehrt, sondern die Tiefe und Mehrdimensionalität einer Person unterstreicht. Es ist auch ein Spannungsfeld, welches hier nicht durch einen nüchternen Blick des Fotografen gezeigt wird. Vielmehr ist es der Appell an die eigene Empathie — denn die Bilder drängen sich keineswegs in ihren Interpretationsmöglichkeiten auf. So werden die Bilder zu einer Reflexionsfläche, die auf subtilem Wege zur Beschäftigung mit den eigenen Gefühlen, Wünschen und Sehnsüchten anstößt. Schneegaß wehrt sich dabei gegen eine plakative und rein gefällige Darstellungsweise. Inhaltliche Perspektive und Bildsprache sind durch eine unmittelbare Nähe und Subjektivität geprägt. Sie stehen konträr zu einer nüchternen und distanzierten Sachlichkeit. So bildet sich die kontrollierte Imperfektion auch durch „schmutziges Licht“ und gekippte Schärfeebenen ab. Sie sind Resultat des nicht angeschlossenen und freihändig benutzten Objektivs — eine Technik, die auch als Freelensing bekannt ist. Auch der bewusst gewählte analoge Workflow bringt die ein oder andere technischeUnvollkommenheit mit sich, wenngleich er ein enormes technisches Können und Wissen erfordert. Ebenso sind es die aufwendigen fotografischen Verfahren wie Lith-Prints oder Kollodium-Nassplatten, die eben jene subtile emotionale Komponente der Bildwirkung bestärken. Eine Parallele, die sich so auch unter den Piktorialisten findet und die Verbindung zum Zitat eines Piktorialisten wie Alvin Langdon Coburn schafft. Ein Fotograf, der sich ebenso durch die einerseits technischen Fähigkeiten auszeichnet, und sich dennoch gegen den rein objektiven Anspruch der Fotografie wehrte. Es ist die subjektive und künstlerische Seite der Fotografie, die bei Schneegaß, wie auch bei den Piktorialisten, im Vordergrund steht.
Letztendlich ist es die Authentizität, die die Fotografie von Axel Schneegaß auch dementsprechend wirken lässt. Um diese zu schaffen, ist ein Vertrauensverhältnis zwischen Fotograf und Person vor der Kamera notwendig. Im Bild ist es jener Moment, der das Loslassen oder das Einlassen auf die Situation in den Bildern zeigt. Er zeichnet sich in Mimik und Gestik durch den Kontrast von Anspannung in Form und Entspannung im Ausdruck ab. So sind es die Pole der äußeren Erscheinung und der inneren Gefühlswelt, die in den Fotografien zusammenfinden. Zusammen ergeben sie eine Harmonie, die nach Coburn das Wundervolle und überraschend Schöne im scheinbar Gewöhnlichen zeigen.
Jean-Luc Caspers, Kurator und Fotograf
Workshops
Du möchtest die Faszination Filmfotografie spüren und den magischen Moment erleben, wenn man den entwickelten Film aus der Spule zum Trocknen aufhängt? Oder Du möchtest die Grundlagen der Printvergrößerung lernen und benötigst Tipps für eine eigene Dunkelkammer? Gern unterstütze ich Dich und gebe mein Wissen im Rahmen eines Workshops an Dich weiter. Inhalt, Dauer und Zeitpunkt des Workshops können individuell auf Dein Wissen und Deine Bedürfnisse abgestimmt werden. Aus den folgenden Kategorien kannst Du ein individuelles Workshopprogramm wählen:
Filmentwicklung
– Grundlagen
– Filmmaterial, Chemie
– Kleinbild, 120 Rollfilm, 4×5‘
– Schwarzweiß, C41, E6
Vergrößerungen (schwarz/weiß)
– Grundlagen
– Fotopapiere
– Kontaktabzüge, einfache Prints
– Kontrastanpassung, manuelles Splitgrade
– Grundlagen des Lith-Printverfahrens
Dunkelkammer
– Tipps zur Grundausstattung
– Chemie, Ansatz, Aufbewahrung, Entsorgung, Sicherheit
– Prints waschen und Trocknen
Kollodium Nassplatte
– Grundlagen Chemie
– Kollodiumauftrag, Entwicklung, Fixierung und Firnis
– Licht
– Mögliche Fehlerquellen
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31.05.-16.06.2024 – Analogfotografie Leipzig / f/stop
Ausstellung „Analoge Fotografie aus Leipzig“
Kunst- und Gewerbehof HP7, Leipzig
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09-10.2023 Exposition Photographie Argentique
Gemeinschaftsausstellung Atelier Ste Croix des Arts, Metz
05-06.2023 Einzelausstellung „In der Schwebe“
Galerie Beyond.Reality Berlin
11.2022 – 03.2023 Gemeinschaftsausstellung
Museum Schiefes Haus Wernigerode
01.2023
Im Interview mit dem Situatifé Magazin
05-07.2022
Einzelausstellung „Analogien“ und Buchrelease
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„Mark Doerr I kollektivmaschine.de zu Analogie auf aphog.com“
01.2022
Im Interview mit Thomas Berlin
„Ein gutes Bild wirft Fragen auf, die ich beantworten möchte„